Nachruf Kyabje Lama Zopa Rinpoche
ÜbersichtLehrerende

Nachruf auf Lama Zopa Rinpoche

Am 13. April um 09:30 Uhr trat FPMT´s höchst kostbarer Guru und spiritueller Direktor, Lama Zopa Rinpoche, im Kopan Kloster in Nepal in seine letzte Meditation ein. Auch wenn es schwierig ist, das Außergewöhnliche von Rinpoches Leben zu vermitteln, teilen wir trotzdem die unten angeführte und von der Ehrwüdigen Robina Courtin verfasste Trauerrede, auf dass wir uns von Herzen über Rinpoches Myriaden von Errungenschaften, Unterweisungen, Segnungen und Aktivitäten freuen können und inspiriert werden, in seine Fußstapfen zu treten.

 

Dies ist der Weg eines Bodhisattva, dies ist der Weg eines Bodhisattva

Als der Ehrwürdige Roger Kunsang 1986 Assistent von Lama Zopa Rinpoche wurde, hatte er keine Ahnung, was diese Rolle beinhaltete. Er entschied damals, einfach Rinpoche zu folgen und das zu tun, was zu tun war. Doch Rinpoche äußerte nie einen Wunsch. Er bat um nichts. Wenn man nicht eine Tasse Tee vor ihn hinstellte, trank er halt keinen Tee. Seine Tür stand immer offen. Es kam vor, dass Menschen hereinkamen, während er gerade zu Mittag aß, und er widmete sich ganz ihnen. Selbst wenn jemand morgens um drei durch das Fenster Kontakt aufnahm, zeigte Rinpoche keine Überraschung, sondern wendete sich dem Besucher voll und ganz zu. Die Wünsche von jedem um ihn herum hatten für ihn Priorität. Rinpoche gab alles, was er hatte: Statuen, Thangkas, Malas, seine Roben, Geld. Wenn du ihm während eines Interviews ein Geschenk machtest, konntest du sicher sein, dass dieses an die nächste Person weitergegeben würde. Es gab nie Diskussionen über die Dauer eines Treffens. Rinpoche zeigte nie die leichteste Ungeduld oder Irritation. Er äußerte nie den Wunsch nach einer Struktur, einem Zeitplan: für Freizeit, feste Zeiten für Termine, Mahlzeiten, dies oder jenes. Rinpoche ging nie zu Bett. Der unbewusste Zustand des Schlafes war für ihn eine unerträgliche Zeitverschwendung. Er zog seine Roben nie aus, legte sich nie nieder, ja, er streckte nicht einmal seine Beine aus – er saß immer in Meditationshaltung. Es gab keine Pause für Rinpoche und wenn man ihm eine Pause nahelegte, sah er keinen Sinn darin. Seit Rinpoche von Lama Thubten Yeshe nach dessen Tod 1984 die Betreuung der Dharma-Zentren in aller Welt übernommen hatte, war er Tag für Tag, Jahr für Jahr unterwegs. Flughafen, Zentrum, Flughafen, Zentrum. Sobald er in einem Zentrum eintraf, war er im 24-Stunden-Modus – nicht acht Stunden, nicht zehn, sondern rund um die Uhr. Er unterrichtete bis spät in die Nacht, aß zu Mitternacht Mittag, schrieb Briefe und kümmerte sich bis in die frühen Morgenstunden um die Belange des Zentrums. Es gab Hunderte, später sogar Tausende von Briefen von Studenten und Zentren, die Rinpoches Aufmerksamkeit erforderten. Er war davon nicht überwältigt und widmete einem einzelnen Brief zum Teil Tage, manchmal sogar Wochen. Ein Mann im Gefängnis bekam einen Brief von 45 Seiten. Das war die Art, wie Rinpoche die Verantwortung von Lama übernahm, sein Ziel war es, zu einhundert Prozent für andere da zu sein, genau wie Lama, und das tat er auch. Nach einigen Jahren gab der Ehrw. Roger auf – er gab es auf, Rinpoche zu einer Pause zu überreden: „Ich erinnere mich, wie ich mir sehr klar sagte, ganz spontan: ‚Dies ist der Weg eines Bodhisattva, dies ist der Weg eines Bodhisattva.‘“

Und noch größeres Mitgefühl

Rinpoche forderte seinen Körper über alle Maßen und im Jahr 2000 in Singapur forderte dies seinen Tribut. Die Ärzte diagnostizierten Diabetes Typ 2 und sehr hohen Blutdruck. Als er 2011 in Australien eine Yamantaka-Ermächtigung gab, erlitt Rinpoche einen Schlaganfall und kam ins Krankenhaus. Während er in den ersten Tagen zwischen Bewusstlosigkeit und Bewusstsein hin- und herwechselte, zeigte er nicht das geringste Interesse, herauszufinden, was er hatte, er stellte den Ärzten nicht eine einzige Frage. Für Rinpoche hatte sich nichts geändert. Er war entspannt und ruhig, passte sich mühelos der neuen Situation an, seine rechte Körperseite war gelähmt, seine Sprache eingeschränkt. Er nahm die physischen Beeinträchtigungen freudig an, zum Wohle aller Lebewesen. Es schien dem Ehrw. Roger, dass Rinpoches Wunsch, zu dienen, zu nutzen, sogar noch zugenommen hatte, sein Mitgefühl sich noch erweitert hatte. Rinpoche zeigte kein Interesse daran, die empfohlenen Behandlungen zu nutzen. „Wir haben es wirklich wieder und wieder versucht“, sagte der Ehrw. Roger, „er begann– und hörte jedes Mal wieder auf.“ Als Rinpoche erkannte, dass seine Bettlaken gewaschen und für andere Patienten wiederverwendet wurden, richtete er stattdessen seine ganze Energie darauf, Mantren zu rezitieren und die Laken zu segnen. Im Becken für die Wasser- Therapie nutzte er die Zeit, um auch dort Mantren zu rezitieren und das Wasser für die anderen Patienten zu segnen – die Therapie-Übungen interessierten ihn dagegen nicht. Wirklich jede Sekunde seines Lebens nutzte er für andere, jede Entscheidung basierte darauf, was am nutzbringendsten war – selbst die Frage, ob Leben oder Sterben. Der Ehrw. Rogers erinnert sich an zwei Gelegenheiten, zu denen Rinpoche sagte, dass er Zeichen deuten würde, ob er sterben sollte oder nicht. Bei Rinpoche gab es kein gewöhnliches ‘Ich’. Es existierte einfach nicht.

„Dort ist meine Heimat!“

Lama Thubten Zopa Rinpoche wurde am 3. Dezember 1945 bei Sonnenaufgang geboren, an dem letzten Tag des 10. Monats des Holz-Vogel-Jahres im tibetischen Mondkalender, in Thangme, einem Dorf in der nepalesischen Region Khumbu, im Himalaya. Schon mit zwei oder drei Jahren wusste er genau, was er wollte. Dawa Chötor, so hieß er damals, war eines von vielen Kindern einer Sherpa-Familie und sobald seine Mutter Yangchen ihn einen Moment unbeaufsichtigt ließ, weil sie Wasser holte, im Kartoffelfeld war oder Holz sammelte, war er verschwunden. Entschlossen erklomm er den langen, steilen, sich windenden Pfad hoch zu der Höhle des Lawudo Lama, dem verehrten lokalen Yogi Kunsang Yeshe, der einige Jahre vorher gestorben war. Seine Schwester Ngawang Samten erzählte, dass sie ihn am Rastplatz auf der Hälfte des Weges hoch zu dem Berg schlafend fanden. Wenn sie ihn aufforderten „Komm mit nach Hause!“, deutete er zur Höhle und sagte: „Nein, dort ist mein Zuhause!“ Nach Ani Samten war er anders als die anderen Kinder, er saß für sich oder auf einer hohen Box, wenn er aß. Und wenn er spielte, dann schlüpfte er in die Rolle eines Lamas: Er leitete dann Pujas an, gab Ermächtigungen und kündigte die Namen von den Wohltätern des Lawudo Lama an, die, sagte er, kommen würden. Als Rinpoche drei Jahre alt war, war er hocherfreut, als der Assistent des Lawudo Lama, Ngawang Chöpel, zu Besuch kam. Als er wieder aufbrach, weinte und weinte Rinpoche und sagte, er müsse ihn begleiten. Obwohl er von vielen Lamas schon früh eindeutig als Reinkarnation anerkannt wurde, unter ihnen von dem beliebten lokalen Lama Trülshik Rinpoche, dauerte es mehrere Jahre, bis die Familie von Lama Kunsang Yeshe, der ein Laien-Yogi war, dies akzeptierte. Als er fünf Jahre alt war, wurde er über die Berge nach Rolwaling, im Westen Khumbus, geschickt, um dort von einem seiner Onkel unterrichtet zu werden. Hier traf er 1952 zum ersten Mal auf Menschen mit „weißen Augen und gelbem Haar“, wie Sherpas Menschen aus dem Westen bezeichneten, eine Gruppe von ihnen kampierte auf einer Wiese auf der anderen Seite des Flusses. In seinem Eifer, sie zu treffen, überquerte er über eine behelfsmäßige Brücke den Fluss, fiel mit seinem Geschenk, gekochten Kartoffeln, jedoch in den Fluss, bevor er die andere Seite erreicht hatte. Rinpoche erzählte später, dass ihm während er darum kämpfte, den Kopf über Wasser zu halten, der Gedanke kam, dass die Person, die als Lawudo Lama bekannt war, sterben würde, aber dass er, obwohl er nichts über Leerheit wusste, keine Angst verspürte.

Neuausrichtung

Im Jahr 1956 unternahmen einige seiner Onkel – sein Vater starb bereits, als Rinpoche noch ein Baby war – eine Pilgerreise nach Lhasa und nahmen Rinpoche mit sich. Sie besuchten heilige Stätten wie Tashi Lhunpo und ließen Rinpoche bei einem Onkel in Phagri, einer Handelsstadt zwischen Sikkum und Bhutan, bevor sie ihre Reise nach Lhasa fortsetzten. Durch ein Treffen dort mit einem Mönch namens Losang Gyatso („Möchtest du mein Schüler werden?“, fragte dieser Rinpoche, der erfreut mit „Ja!“ antwortete) vertiefte sich Rinpoches Verbindung zu der Gelug-Tradition. Er zog zu ihm in das nahe Kloster, das er leitete und das zu dem Dromo-Geshe-Rinpoche-Dungkar-Kloster im Dromo-Tal gehörte, eine Tagesreise südlich von Phagri. Als seine Familie ein halbes Jahr später aus Lhasa kam, um ihn abzuholen und ihn in Nepal als Lawudo-Lama zu etablieren, bestand Rinpoche darauf, dass er nicht mitkommen wolle – er war glücklich mit seinem neuen Leben als Gelug-Mönch. Alles Bitten und Drängen war vergebens – er blieb fest in seinem Entschluss. Mit Unterstützung eines lokalen Beamten, der meinte, Rinpoche sei mit 13 Jahren alt genug, selbst zu entscheiden, blieb er und setzte seine Studien fort. Wie immer wusste Rinpoche genau, was er wollte. In diesem Jahr nahm Rinpoche von Geshe Thubten Jinpa, dem Abt von Dungkar, die Mönchsgelübde und erhielt den Namen Thubten Zopa. Er setzte seine Studien fort und beeindruckt von den Gelug-Mönchen entschied er, dass er viele Klöster und Dharma Zentren gründen wollte, wenn er alt genug war.

Flucht nach Indien

Die Pläne, ihn auf das Je-College im Kloster Sera in Lhasa zu schicken, scheiterten an dem Aufstand gegen die chinesischen Kommunisten. So flüchtete Rinpoche in Begleitung des Ehrw. Losang Gyatso über Bhutan nach Indien und kam dort nach einer kurzen Reise im Herbst 1959 an. Rinpoche wurde zu einem alten, nahe gelegenen Fort in Buxaduar geschickt, das während der britischen Kolonialzeit als Gefängnis genutzt worden war; nun hatte die indische Regierung es als Unterkunft für die Tausenden von tibetischen Mönchen zur Verfügung gestellt, die über die Grenze strömten. Es war eine willkürliche Entscheidung des Superintendenten der Polizei, die für die tibetischen Flüchtlinge an der Grenze zuständig war, die den weiteren Weg Rinpoches lenkte. Eigentlich wäre er mit den anderen Mönchen von Phagri zu einem der Dromo-Klöster in Ghoom, in der Nähe von Darjeeling, gereist, aber aus irgendeinem Grund bestimmte der Polizist, dass Rinpoche nach Buxa gehen sollte. Rinpoche scherzte später, dass, wenn er nach Darjeeling gegangen wäre, er vielleicht die Roben abgelegt, geheiratet und viele Kinder und Enkel bekommen hätte! Im Jahr 1961 verbrachte er einige Monate in einem der Klöster in Ghoom, Samten Chöling, um sich von Tuberkulose zu erholen. Zufällig war Kyabje Ling Rinpoche, der Tutor von Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama, ebenfalls aus medizinischen Gründen dort. Sie nahmen zusammen die Mahlzeiten ein und Rinpoche bekam von ihm Unterweisungen, danach „machten sie Spaziergänge und spielten zusammen“, wie der heutige Ling Rinpoche es beschreibt. Sie trafen sich zehn Jahre später in Bodhgaya wieder, als Rinpoche von Kyabje Rinpoche seine volle Ordination erhielt. Abgesehen von der ersten Zeit in Ghoom und von einigen Aufenthalten an einer von der Engländerin Freda Bedi geleiteten Schule für die jungen Reinkarnationen von Lamas, erst in Delhi und später in Dalhousie, verbrachte Rinpoche den Großteil der nächsten sieben Jahre in Buxa. Bald nach seiner Ankunft wurde Rinpoche in Sera Je aufgenommen und durch seine Verbindung mit Geshe Rabten, einem Gelehrten des Klosters Sera, bei dem er lebte und studierte, begann Rinpoche 1963 in Buxa Unterweisungen von einem Mitstudenten, Lama Yeshe, der zehn Jahre älter als der 18-jährige Rinpoche war, zu erhalten.

Die erste Begegnung mit Lama Yeshe

Sie kannten sich bereits aus der Anfangszeit in Buxa, wo sie beide Belehrungen von Geshe Rabten bekommen hatten – Rinpoche erinnert sich, wie bewegt er von der Hingabe des Lamas war. Nun brach Geshe Rabten nach Dharamsala auf und Lama Yeshe war einer der Mönche, bei denen Rinpoche auf Geshe-las Vorschlag hin studieren sollte. Nach Rinpoches eigenem Erzählen war die erste Unterweisung nicht glücksverheißend. Aus verschiedenen Gründen spürte er Widerstände, zu Lama den Berg hinaufzusteigen. Zum Teil, sagte er, lag dies daran, dass er keine Gabe für ihn hatte: „Wenn du das erste Mal auf den Guru triffst, ist es wichtig, eine angemessene Gabe mitzubringen.“ Und als er dort ankam, verstand er kein Wort von dem, was Lama lehrte, und dachte bei sich: „Ich wünschte, er würde langsamer sprechen!“ Doch er kehrte am nächsten Tag zurück und dann am Folgetag und schließlich zog er ein. Rinpoche blieb für die verbleibenden zwanzig Jahre von Lamas Leben dessen Herzensschüler.

Das Kloster Kopan: eine duale Einrichtung

Die Lamas trafen während eines zweiten Erholungsaufenthalts in Darjeeling im Jahr 1967 auf die erste ausländische Schülerin, Zina Rachevsky. Sie zogen schließlich mit ihr nach Boudhanath im nepalesischen Tal von Kathamandu und etablierten das Kloster Kopan auf einem Hügel nördlich der heiligen Stupa. Im Jahr 1969 übergab die Familie des vormaligen Lawudo Lama dessen Land und Besitz an Rinpoche, einschließlich der Höhle des Lamas, wo er die letzten Jahre seines Lebens in Meditation verbracht hatte. An diesem Ort baten ehemalige Schüler des Lamas Rinpoche, für die lokalen Jungen eine Bildungsstätte zu gründen. Die Lamas nannten sie Mt. Everest-Zentrum und 1972 wurde es mit etwa 30 Residenz-Mönchen eröffnet, unter ihnen die Reinkarnationen von vier der lokalen Lamas. Im Winter besuchten sie Kopan und blieben schließlich dort. Lama Lhundrup Rigsel, ein Schüler von Lama Yeshe aus Sera, der mit Lama in Buxa war, nahm sich ihrer an und betreute die Mönche von Kopan bis zu seinem Tod 2011. 1971 wurde in Kopan der erste einmonatige Lamrim-Intensivkurs für Ausländer abgehalten, der sich schließlich zu einem jährlich stattfindenden Ereignis, bekannt als Novemberkurs, entwickelte. In Buxa hatten die Lamas vorausschauend Englisch gelernt (und dabei festgestellt, dass es wenig hilfreich war, englische Wörterbücher in der traditionellen tibetischen Lernmethode auswendig zu lernen) und waren nun in der Lage, die Herzen ihrer neuen Schüler, die hungrig darauf waren, sich selbst und die Welt auf neue Weise zu sehen, leicht zu erreichen. Kopan entwickelte sich zu einer Einrichtung mit zweierlei Ausrichtung: Auf der einen Seite war es ein klassisches tibetisch-buddhistisches Kloster, das das Curriculum des Klosters der beiden Lamas, Sera Je, einsetzte und schließlich auch als dessen Zweigstelle anerkannt wurde. Und im Laufe der Zeit wurde es auf der anderen Seite ein Ort, an den Ausländer kamen, um zu studieren und das ganze Jahr über Retreats zu machen. Es war eine ungewöhnliche Kombination, die aber wunderbar funktionierte. Sowohl Lama als auch Rinpoche waren eindrucksvoll und charismatisch, sie zogen Schüler aus der ganzen Welt an. Jeder auf seine Weise waren sie ein Beweis dafür, wie wirksam der Pfad von Weisheit und Mitgefühl war, den sie lehrten. Sie brachten ihren Schülern eine Sicht nahe, die ein Alleinstellungsmerkmal des Buddhismus ist und für den Westen eine völlig neue Erkenntnis darstellte: dass sie nicht festgelegt waren, dass ihr Geist radikal verändert werden konnte, dass ihre Verblendungen nicht angeboren und das damit verbundene Leiden nicht endlos waren. „Ihr könnt euren Geist in jede beliebige Form bringen“, sagte Rinpoche ihnen.

Der perfekte Schüler

Rinpoche muss für diese neuen Studenten, die noch nichts darüber wussten, wie man sich einem Lama, einem spirituellen Mentor, gegenüber verhält, ein wahres Geschenk gewesen sein. Er verhielt sich wie der perfekte Schüler: mit tadellosem Verhalten, freundlich, kultiviert, ja elegant. Diese makellose Hingabe sagte genauso viel über das Objekt von Rinpoches Hingabe als auch über ihn selbst aus – wie sollten diese unerfahrenen Anhänger auch ahnen, dass dieser ungezwungene, offenherzige, fast jungenhafte Mönch, Lama Yeshe, zugleich ein versierter Yogi und Gelehrter war? Rinpoche passte für sie besser in das Bild eines heiligen Mannes, nicht Lama. Rinpoche zeigte ihnen genau, wie man sich verhalten sollte. Rinpoche erzählte später, dass Lama Yeshe, „dessen heiliger Name schwer auszusprechen ist, gütiger war als die Buddhas der drei Zeiten und er nährte mich, materiell und spirituell, mit weit größerer Güte als meine Eltern meines jetzigen Lebens.”

Ein Pandit

Lama war der Antrieb, er koordinierte die Entwicklung von Kopan. Rinpoches Kraft zeigte sich hingegen, wenn er unterrichtete. Es war klar, dass er nicht nur ein Yogi, sondern auch ein Pandit war: Abgesehen von der Meditation galt sein Interesse seit seiner Kindheit (abgesehen vom Englischstudium) einzig dem Studium des immensen buddhistischen Kanons. Während der Novemberkurse gab Rinpoche enthusiastisch lange Unterweisungen. Er war unglaublich großzügig, wurde nie müde, auf die komplexesten Details des Pfades zur Erleuchtung einzugehen. Und es war so, als würde man die Lehren direkt aus dem Mund von Je Tsongkhapa selbst vernehmen, vollständig und unverändert, seit er sie im Mittelalter verfasste. Rinpoches Unterricht zur Weisheit war prägnant, komplex und basierte eindeutig auf eigener Erfahrung. Wenn du mutig genug warst, ihm in einer Debatte gegenüberzutreten und, von seinem Lächeln eingelullt, selbstbewusst auf die sanften Fragen zu antworten – dann lockte dich Rinpoche geschickt in eine logische Falle und brachte dich zu Fall. Rinpoches Unterweisungen vom Leiden der fühlenden Wesen gingen tief ins Herz. Er ermahnte seine Studenten, „unerträgliches“ Mitgefühl zu entwickeln und den brennenden Wunsch, sie alle für immer zu erlösen, „du ganz allein!“. Das Feuer und der Schwefel religiöser Fundamentalisten waren nichts gegen Rinpoches ausführliche und erschütternde Beschreibungen der Höllenbereiche, in die wir fallen können, der schrecklichen Konsequenzen negativen Karmas und gebrochener Gelübde. Doch sie wurden aufgefangen von seiner Heiterkeit, seiner Freude und seiner sanften Zugewandtheit gegenüber allen. Auch Lama lehrte während dieser Kurse und sein Unterricht war völlig anders: modern, psychologisch und unglaublich ermutigend, insbesondere hinsichtlich seiner Beschreibungen unseres wunderbaren Potentials – der Begriff ‚Hölle‘ kam nie über seine Lippen! Seine Fähigkeit, den modernen Geist zu verstehen, und seine kommunikative Gabe waren beeindruckend. Lama veranlasste dich zu Höhenflügen – Erleuchtung schien so greifbar nahe!

Ein Yogi

Aufgrund der schützenden, starken Zuneigung von Lama konnte Rinpoche Tag und Nacht seine Studien und Meditation verfolgen und oft in Retreat gehen. Nach einem Retreat erzählte Lama einem nahen Studenten: „Ich glaube, wir haben jetzt einen wahren Baby-Buddha!“ Rinpoche hatte den Wunsch, zu schlafen, schon Jahre zuvor aufgegeben, er meditierte stattdessen die ganze Nacht. Er war extrem dünn durch Tuberkulose-Attacken in Buxa und blieb das über viele Jahre, so dass er auch nach außen wie der Asket wirkte, der er tatsächlich war. Rinpoche war inzwischen bekannt für sein Faible für die Praxis der Großzügigkeit – gegenüber den heiligen genauso wie gegenüber den gewöhnlichen Wesen. Er verbrachte viel Zeit damit, seine Mahlzeiten zu segnen und sie den Buddhas darzubringen, statt sie zu essen – wie jede gute Mutter musste Lama Yeshe ihn zum Essen erst überreden. Während eines Kurzflugs, den er vollständig damit verbracht hatte, sein Essen zu segnen und zu offerieren, kurz bevor die Flugbegleitung sein Tablett wieder einsammeln wollte, fragte der Ehrw. Roger Rinpoche, ob er sein Mittagessen nicht essen wolle. „Na gut“, meinte Rinpoche, „der Hauptzweck ist ja bereits erfüllt.“ Seine Studenten wussten, dass es aussichtslos war, auf eine Tasse heißen Tees während der Unterrichtspausen zu hoffen, so ausführlich waren die Visualisierungen zu den Opfergaben. Und die Eltern eines der Leiter eines Zentrums berichteten, wie sehr sie Rinpoches zweistündige Segnung und Darbringung des Abendessens, das sie vorbereitetet hatten, genossen hatten. Während einer Regenzeit im Kloster Chogye Trichen Rinpoche in Lumbini traf der Ehrw. Roger Rinpoche mitten in der Nacht in Meditation vertieft vor: Er hatte sein Unterhemd über den Kopf gezogen und bot seinen Körper den Hunderten von Moskitos als Gabe dar.

Ein Künstler

Rinpoche war auch ein Künstler: Er lernte Thangka-Malerei bereits als Junge. Einer seiner Studenten, der englische Bildhauer Peter Griffin, sagt, dass Rinpoche es liebte, bei der Herstellung von Statuen einbezogen zu werden und stundenlang erklärte, wie die Statue künstlerisch aussehen sollte. „Man konnte sehen, dass Rinpoche ein Kanal für die Gottheit war oder die Gottheit direkt wahrnehmen konnte“, so Peter. „Er sprach nicht einfach über Kunst, er vermittelte die Qualitäten der Gottheit und drückte aus, wie dies sich in der Kunst widerspiegeln sollte: Wie leicht veränderte Mundwinkel oder die Form der Augenlider das Mitgefühl ausdrücken oder wie eine leichte Anpassung der Figur die Menschen stärker anziehen würde.“ Rinpoche war Kalligraph, seine größte Freude war es, das Prajnaparamita-Sutra in goldener Schrift niederzuschreiben. Und er war sogar Comiczeichner. Seine absurden, naiven, lustigen Cartoons und wunderbaren auf den Dharma bezogenen Bildunterschriften gingen um die Welt: in Büchern, auf Karten, in Briefen, auf Postern in den Zentren. Rinpoche war ein Experte für die Gebetsmelodien und die Musikinstrumente, die bei den Pujas zum Einsatz kommen. Die Melodien schienen direkt von den Dakinis zu stammen und der Klang von Rinpoches Zimbeln war übernatürlich. Jede Note war so klar, so präzise. In der Tat war Rinpoche in allem, was er tat, sehr genau, makellos: bei seinem Unterricht, den Niederwerfungen, seinen Mandala-Darbringungen, in seinem ganzen Verhalten. Sogar seine Momos waren perfekt!

Das Kopan-Kloster: eine Quelle des FPMT

Kopan war die Quelle für die von Lama so benannte „Foundation for the Preservation of the Mahayana Tradition“ (Stiftung für die Bewahrung der Mahayana-Tradition), die zum Zeitpunkt seines Todes enorm gewachsen war: Zehntausende von Schülern und rund vierzig Organisationen in dreizehn Ländern, darunter Dharma und Retreatzentren, soziale Projekte, Verlage, Klöster mit rund hundert ausländischen Mönchen und Nonnen, das Kloster für Nonnen des Himalaya, Khachoe Ghakyil, das dasselbe Programm hatte wie das nahegelegene Kopan, und Lawudo Gompa, um den sich die Jahre über Rinpoches Mutter, Schwester und sein Bruder kümmerten.

Lama und Rinpoche waren eins

Es war, als ob die Lamas eins waren: Es hieß immer ‚Lama und Rinpoche‘ im selben Atemzug. So war der Tod von Lama im März 1984 – er war gerade einmal 49 Jahre alt – eine Tragödie. Erst wollte Rinpoche die spirituelle Leitung der Organisation nicht übernehmen – „Ich bin taub. Ich kann nicht denken.“ –, aber schließlich stimmte er zu. Bei einem Treffen mit Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, in Dharamsala im folgenden Jahr, an dem Rinpoche und mehrere Angehörige von FPMT teilnahmen, wendete sich Seine Heiligkeit Rinpoche zu, der neben ihm in ehrerbietiger Haltung kauerte, tätschelte liebevoll dessen Kopf und sagte: „Ich bin wirklich froh über meinen alten Freund … Was du bisher geleistet hast, hast du wunderbar gemacht. Mir scheint, [deine Organisation] ist auf diesem Planet eine der stabilen und tatkräftigen buddhistischen Organisationen. Als Buddhist, als buddhistischer Mönch, schätze ich deine Bemühungen sehr.“ Nach einem Jahr des Verlusts und der Trauer waren diese Worte Balsam für ihre gebrochenen Herzen.

Das Leuchtfeuer

Während der nächsten vierzig Jahre war Rinpoche für diese Organisation, FPMT, das Leuchtfeuer. Im Jahr 2023 war sie in 35 Ländern aktiv und die Schüler der Lamas hatten viel auf den Weg gebracht und hielten es am Laufen: mehr Dharma- und Retreatzentren, mehr Klöster für Mönche und Nonnen, Veröffentlichungen in mehreren Sprachen, Lehrprojekte für eine universelle Erziehung, die große Maitreya-Statue in Indien, eine wundervolle Nachbildung der Gyantse-Stupa in Australien, Hospize, soziale Projekte, u. a. für Gefangene, Projekte zur Befreiung von Tieren… Alles in allem waren es mehr als 135 Projekte, deren einziger Zweck, wie von Rinpoche ausgedrückt, es war, das Leid der fühlenden Wesen zu erleichtern und ihnen zu Glück zu verhelfen, letztendlich zu dem höchsten Glück der Erleuchtung. Viele andere Projekte wurden direkt von Rinpoche initiiert und von seinem Büro koordiniert, großenteils dienten sie der Finanzierung von Wohltätigkeiten. Letztes Jahr wurden 4 Millionen Dollar vergeben. So wurde letztes Jahr beispielsweise über ein Viertel der 4 Millionen Dollar von dem „Supporting Ordained Sangha Fund“ (Fonds zur Unterstützung des ordinierten Sangha) an etwa fünfzehn Klöster für Mönche und Nonnen in Indien, Nepal, der Mongolei und an ausländische Sanghas verteilt. Im Jahr 1991 etablierte Rinpoche einen Ernährungs-Fonds in seinem und Lamas Kloster in Südindien. Der „Sera Je Food Fund“ begann als kleines Projekt, das sich rasch entwickelte und in dessen Rahmen täglich vegetarische Mahlzeiten im Wert von 280.000 Dollar pro Jahr in einer neu gebauten Küche an etwa 3000 Mönche ausgegeben wurden. Im Jahr 2018 wurde der 5,3 Millionen Dollar umfassende Fonds an Sera Je übertragen, aus den Zinsen können alle Mahlzeiten ohne zeitliche Begrenzung finanziert werden. Der „Lama Tsongkhapa Teachers Fund“ wurde 1997 auf Bitten Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, eingerichtet, er vergibt kleinere monatliche Stipendien an 150 ältere Gelug-Lehrer und Äbte im Ruhestand und darüber hinaus Stipendien für Hunderte von Mönchen, um ihre Reise- und Nahrungskosten zu decken, wenn sie an traditionellen Veranstaltungen teilnehmen. Rinpoche initiierte auch Projekte zur Errichtung von Statuen und Stupas, Herstellung von Thangkas, der Übersetzung und Veröffentlichung von Texten, einer goldenen Niederschrift des Prajnaparamita-Sutras; finanzielle Mittel für die Rezitation von Sutras, Gebeten und Ritualen, für die Darbringung von Gold und Brokat an heilige Objekte in den Klöstern von Nepal und Indien; Projekte zum Bau von Gesundheitseinrichtungen, für Umweltschutz, für die Unterstützung von älteren Tibetern, Kindern und Tieren.

Der Wunsch ist die Mutter alles Existierenden

Rinpoche ließ sich von nichts abschrecken. Alles war möglich. Oft sagte er zu seinen Studenten „Der Wunsch ist die Mutter alles Existierenden“ – und er war furchtlos in seinen Wünschen. Er sorgte sich nie darum, woher die Finanzierung kommen würde. Eine Äbtissin in Taiwan erzählte dem Erw. Roger nach einem Treffen mit Rinpoche am Morgen, dass sie in der Nacht zuvor einen Traum gehabt habe, in dem der Bodhisattva des Mitgefühls, Kwan Yin, erschienen sei und ihr erzählt habe, dass eine ganz besondere Person kommen würde und sie ihm „alles, was er will, geben soll“. Was wollte Rinpoche? Ein Startkapital für den „Sera Je Food Fund“, den er einrichten wollte. Aber all dies war nur die Spitze des Eisbergs. Rinpoche antwortete einem Studenten, der über die Anzahl der vielen Projekte erstaunt war: „Ich habe nur von fünf Prozent der Projekte erzählt!“ Der Ehrw. Roger erinnert sich gut an einen Nachmittag 2007 in Kachoe Dechen Ling, in Aptos, Kalifornien. Während einer Pause in seinem Retreat kam Rinpoche mit einem Stapel von blauen Notizzetteln herunter, die beidseits von ihm mit Ideen, ja Visionen beschrieben waren. Rinpoche setzte sich und erläuterte sie. Sie flossen nur so aus ihm heraus, diese unzähligen Dinge, die er zum Wohle der Wesen umsetzen wollte: 100.000 Stupas in der ganzen Welt, 100.000 Gebetsmühlen in der ganzen Welt, 1.000 Maitreya-Statuen in der ganzen Welt – nicht nur die eine! Projekte zur Unterstützung von Klöstern, Bildungsprogramme… er fand kein Ende. Dem Ehrw. Roger war klar, „dass da etwas geschah, was höchst ungewöhnlich war.“ Es war, als würde Rinpoche all dies ganz klar sehen. Diese Ideen sind in Rinpoches umfassende Vision für FPMT eingeflossen. Und viele dieser Visionen nehmen bereits in den laufenden Projekten Form an. Es gibt kein Zeitlimit, so Rinpoche: „Sie werden sich über viele Leben hin erstrecken.“

Der Guru ist Buddha

Während all der Jahre nahm Rinpoche sich immer Zeit für Retreats, empfing Ermächtigungen und mündliche Übertragungen von Praxis-Linien und Lehren. Wenn seine eigenen Lehrer eine bestimmte Linien-Übertragung nicht hatten, suchte Rinpoche entsprechend qualifizierte Menschen auf, selbst wenn diese einfache Leute irgendwo waren, wobei er ihre Glaubwürdigkeit immer sorgfältig prüfte, bevor er sie aufsuchte. Rinpoche war Anhänger von etwa vierzig spirituellen Freunden, darunter Khandro Tseringma Rinpoche (die zugleich eine Schülerin von Rinpoche ist) – während des Novemberkurses 2019 erzählte Rinpoche den Studenten erfreut, sie sei sein „weiblicher Guru.“ Wenn er jemanden als seinen Guru anerkannte, war Rinpoches Hingabe absolut. Seine Heiligkeit der Dalai Lama, sein zweiter Wurzelguru Trijang Rinpoche, Lama Yeshe, all seine Lamas – sie alle waren Emanationen desselben Dharmakaya, dem allwissenden Geist: „Die transzendentale Weisheit aller Buddhas, der eine Geschmack der allumfassenden Seligkeit, Dharmakaya – das ist der Guru, der überaus gütige Guru.“ Für Rinpoche bedeutete die reine Sicht, dass jede Handlung, jedes Wort, jeder Tadel, jede Krankheit, jeder Atemzug des Guru als dessen Lehre zum Wohle des Schülers aufzufassen ist. Der Guru nimmt den Aspekt dessen an, was der Geist des Schülers gerade braucht. Dem Rat von Lama Yeshe folgend, ging Rinpoche jedes Jahr in ein Hayagriva-Retreat zum Wohle von FPMT als Organisation. Der Ehrw. Roger erinnert sich gut an einen der Retreats auf dem Land in der Nähe von Melbourne, Australien, in den frühen 1990er Jahren. Er absolvierte in der Zeit seinen eigenen Retreat und fütterte während der Pausen die drei Pferde, die dort grasten. Wie üblich war Rinpoche im Schweigen und so brachte der Ehrw. Roger ihm seine Mahlzeiten schweigend. Etwa am zehnten Tag begrüßte Rinpoche ihn zu seiner Überraschung zum Frühstück mit „Guten Morgen!“. „Ist der Retreat beendet, Rinpoche?“ „Nein“, antwortete Rinpoche, „ich hatte einen negativen Gedanken, also habe ich beschlossen, dass ich den Retreat noch einmal von vorne beginne.“ Es stellte sich heraus, dass Rinpoche noch nicht einmal mit dem Sadhana begonnen hatte – er war noch in der Phase der Motivationsbildung! Wie könnte solch eine integre Haltung keine Ergebnisse zeitigen? Während eines Gruppen-Retreats 1997 in Kalifornien zu derselben Gottheit erzählte Rinpoche den Studenten von seinem eigenen Retreat und sagte: „Es war extrem effektiv, unglaublich effektiv. Ich weiß nicht, ob das mit dem Ort zusammenhing, ich bin nicht sicher. Aber es war erstaunlich. Es war ein Ort, an dem mir der Gedanke an das Erreichen von Verwirklichungen kam. Solch einen Gedanken habe ich sonst nie, aber dort kam er.“

Im Himmel in Kopan

Rinpoches unablässige Reisen kamen mit dem Ausbruch des Corona-Virus zu einem abrupten Halt, so blieb er nach dem Novemberkurs 2019 in Kopan und verbrachte dort die nächsten vier Jahre – so lange war er in den letzten fünfzig Jahren noch nie an einem Ort geblieben. Es muss der Himmel gewesen sein – was für eine Erleichterung für Rinpoches zerbrechlichen Körper. Doch den Unterricht setzte er fort – per Video. Rinpoche saß auf seinem großen Wohnzimmersofa, umringt von der stetig wachsenden Schar von ulkigen Plüschtieren, alle versehen mit Dharma-Sätzen und Mantras, und lehrte wann immer und für wie lange er wollte. Rinpoche war natürlich auch umringt von unzähligen Statuen und Thangkas von heiligen Wesen und Fotos seiner Gurus, dazu war jeder Zentimeter horizontaler Raum bedeckt mit Wasserschälchen als Opfergaben. Wo immer Rinpoche sich auch aufhielt, die Darbringung von Wassergaben nahm immer drei Stunden pro Tag ein. Während des Höhepunkts der Pandemie, um das Leiden der Menschen in Nepal wie auch im Rest der Welt zu lindern, absolvierte er eine Anzahl von Nolsangs, Dorje Namjong Reinigungspraxis, umfangreiche Waschungs-Darbringungen und mit den höchstrangigen Kopan-Mönchen Tee-Darbringungen auf der Bergkuppe von Kopan. Auch führte Rinpoche regelmäßig Sur-Darbringungen durch, sowie jede Nacht andere umfassende Gebete und Pujas. Oder er würde sich von Zeit zu Zeit mit örtlichen Lamas für Pujas und Gebete zum Wohle der Welt treffen. Als die Pandemie-Auflagen gelockert wurden, ging Rinpoche oft zu der Boudha-Stupa und gab den dort versammelten Studenten spontane Unterweisungen, bevor er die Stupa sechsmal umschritt: zum Wohle der leidenden Wesen in jedem der sechs Bereiche. Von Zeit zu Zeit traf er sich mit lokalen Lamas, um Pujas und Gebete zum Wohle der Welt durchzuführen.

Besuch in Tsum

Im April dieses Jahres [2023] wurde Rinpoche zu besonderen Veranstaltungen im Tsum-Tal eingeladen, im Nordosten von Kathmandu, nahe der Grenze zu Tibet, wo sein naher Freund Geshe Lama Konchog mehrere Jahre in Meditation in jener Höhle verbracht hatte, die mit dem großen Milarepa in Verbindung gebracht wird. „Er lebte in Vajrayoginis Reinem Land“, sagte Rinpoche. Geshe-la stand dem lokalen Lama Drukpa Rinpoche nahe, der die Leitung des Mu-Klosters und des Rachen- Nonnenklosters innehatte, und unterstützte sie während seines Aufenthalts in den 1970er-Jahren sehr. Im Jahr 2003 bat Drukpa Rinpoche Lama Zopa Rinpoche, die Verantwortung für die Klöster zu übernehmen. Viele der Mönche von Kopan und der Nonnen von Khachoe Ghakyil stammen aus Tsum. Rinpoche forderte das Kopan-Kloster zur Unterstützung auf, und zwar nicht nur spirituell und nicht nur für Mönche und Nonnen: Kopan unterstützte mit Mitteln für Erziehung, medizinische Versorgung und leistete dringend benötigte Hilfe nach dem Erdbeben von 2015. Laut Geshe Lama Konchogs Assistent, Geshe Zopa, war Rinpoche „ein Elternteil für alle im Dorf Lebenden“. Während der Veranstaltungswoche fand auch ein Jubiläum statt: Seit 100 Jahren hatten alle 13 Dörfer der Region nicht nur Tiere und andere Lebewesen nicht getötet, sondern ihnen nicht einmal geschadet. „Nichts hätte Rinpoche davon abhalten können, an solch einer Veranstaltung teilzunehmen!“, so der Ehrw. Roger. Das Zentrum der Feierlichkeiten sollte das Nonnenkloster Rachen sein, wo 1000 Menschen an der Hayagriva- Ermächtigung teilnehmen würden. Es sollte auch eine Langlebens-Zeremonie für Rinpoche geben, alle Dörfler und hohe Politiker würden kommen, um Rinpoche ihre Ehrerbietung zu erweisen – selbst der Premierminister von Nepal wurde zum Ende der Veranstaltung erwartet. Und es war Rinpoche ein Herzensanliegen, Rachen den Segen zu geben, dass es eine nichtsektiererische Einrichtung wurde, in der die Lehren und Praktiken aller vier tibetischer Traditionen übermittelt wurden. Rinpoche kam am 10. in Tsum an, wo er zuerst das Mu-Kloster segnete und dann zum Rachen-Nonnenkloster weiterreiste. Alles verlief wie geplant. Am nächsten Tag besuchte Rinpoche das nahe Kagyü-Kloster und es wurde offensichtlich, dass er Probleme mit der Atmung hatte. „Aber wir machten uns zu diesem Zeitpunkt noch keine großen Sorgen“, so der Ehrw. Roger, „denn Rinpoche kommt aus höheren Regionen als dieser.“ Sein Zustand besserte sich auch am nächsten Tag nicht und so schaffte man Sauerstoffflaschen und schließlich sogar ein professionelles Sauerstoff-Equipment aus dem nahen Dorf heran. Nun war der Ehrw. Roger doch besorgt. Wie bei allen wichtigen Entscheidungen, fragte er Rinpoche um Rat, erinnerte ihn daran, wie anstrengend die nächsten zwei oder drei Tage der Ermächtigung werden würden, und schlug vor, dass er den Rest der Reise absagen sollte. Rinpoche führte mehrere Divinationen durch und akzeptierte, dass dies das Beste war. Die Nachricht verbreitete sich unter den Dörflern in Windeseile und viele von ihnen verschwendeten keine Zeit, um sofort zu Rinpoche zu eilen und ihre wunderbar gerahmten Auszeichnungen und Ausdrücke ihrer Hingabe und Dankbarkeit darzubringen. Rinpoche begrüßte sie draußen, ohne Sauerstoff, und gab glücklich zwei Stunden lang Belehrungen und Praxisübertragungen. Am dritten Tag, dem 12. April, hatte sich Rinpoches Atmung immer noch nicht verbessert und so wurde für den nächsten Morgen ein Hubschrauber angefordert. Eine Oberschwester war angekommen und sie und andere betreuten Rinpoche im Zwei-Stunden-Rhythmus während der Nacht. Auch die Assistenten wachten die ganze Nacht über ihn. Der Hubschrauber traf am nächsten Morgen gegen sieben ein und der Pilot versprach angesichts der Dringlichkeit, Rinpoche auf eine niedrigere Höhe zu bringen, dass er die schnellste Route nehmen würde.

Rinpoche löst sein Bewusstsein in die Große Leere auf

Am Flughafen von Kathmandu stand der Jeep aus Kopan für Rinpoche bereit. Trotz der geringeren Höhe hatte dieser weiter Probleme mit der Atmung. Nachdem sie Rinpoche in den Beifahrersitz geholfen hatten, riet der Ehrw. Roger, dass er direkt zum Krankenhaus gebracht werden sollte. Rinpoche nutzte seine Mala für eine Divination. „Rinpoche führte die ‚mo‘ viel schneller durch als gewöhnlich“, so der Ehrw. Roger. Die Antwort war eindeutig: „Nein, wir fahren direkt nach Kopan.“ Der Ehrw. Roger rief in Kopan an und bat darum, dass Dr. Ram vom Karuna-Krankenhaus mit Sauerstoff und dem notwendigen Equipment bereitstünde. Er und die anderen Assistenten beobachteten Rinpoche vom Rücksitz aus, während sie schweigend eine gute halbe Stunde lang ihren Weg durch das Verkehrschaos von Kathmandu suchten. Rinpoche befand sich, wie immer, in Meditation. Endlich in Kopan angekommen, fuhren sie durch das Haupttor und nahmen die Straße, die am Chenresig-Tempel vorbeiführt, so dass sie direkt zum Speisesaal und dem Fahrstuhl fahren konnten, der zu Rinpoches Wohnung über dem Haupttempel führte. Dort warteten Dr. Ram und zwei seiner Assistenten sorgenvoll. Als der Ehrw. Roger die Fahrzeugtür öffnete, um Rinpoche herauszuhelfen, stellte er fest, dass dessen Atmung offenbar stillstand. Dr. Ram war sofort zur Stelle und half dem Ehrw. Roger, Rinpoche vorsichtig aus dem Auto und auf eine von den Krankenschwestern vorbereitete Trage zu heben. Dr. Ram und sein Team bemühten sich in den nächsten anderthalb Stunden verzweifelt, Rinpoche wiederzubeleben: Sie überwachten, dass seine Atemwege frei waren, führten Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung durch. „Sie gaben nicht auf, sie gaben alles“, so der Ehrw. Roger. Er und die anderen Assistenten standen stumm dabei: „Wir waren taub.“ In einiger Entfernung versammelten sich Studenten, denen langsam bewusst wurde, dass es Rinpoche war, der dort lag, die nicht wussten, was sie denken sollten – und sich das Schlimmste nicht ausmalen wollten. Schließlich wendete sich Dr. Ram, völlig erschöpft von seinen Anstrengungen, dem Ehrw. Roger zu und sagte: „Wir haben alles getan, was wir konnten.“ Es war 9:30 Uhr morgens.

Er saß einfach ruhig da

Nachdem die schreckliche Nachricht sich an diesem Morgen in der ganzen Welt verbreitete, schrieb seine Eminenz Jhado Rinpoche, einer der Gurus von Rinpoche, sofort ein Gebet für dessen rasche Wiedergeburt und sagte in einer Botschaft: „Am 13. April 2023 löste Lama Zopa Rinpoche, Höchste Zuflucht und Leuchte der Lehren, unerwartet sein Bewusstsein in die Große Leere auf.“ „Auch wenn dies ein großer Verlust ist, sollten wir Trost und Sicherheit darin finden, dass Rinpoche dies aus zwingenden Gründen tat.“ Um Rinpoche zu ermöglichen, seine Meditation fortzusetzen, setzten sie ihn vorsichtig in einen Stuhl und brachten ihn über den Fahrstuhl in den zentralen Raum seiner Wohnung. Der Ehrw. Roger und die Assistenten setzten Rinpoche an seinen gewohnten Meditationsort, legten die Schutzamulette mit den Mantras auf seinen Körper, legten ihm die gelben Mönchsroben um, verschränkten seine Beine und legten die Hände in seinen Schoß, „sie ließen sich ganz leicht in die Meditationsmudra legen“, seine Mala haltend. „Er saß dann einfach ruhig da“, so der Ehrw. Roger.

Ehrerweisungen auch in den nächsten Jahren

Seine Eminenz Ling Rinpoche rief den Ehrw. Roger an und schlug vor, dass es glücksverheißend wäre, den heiligen Körper von Lama Zopa Rinpoche einzubalsamieren, eine in Tibet verbreitete Tradition, und dabei die traditionelle Vorgehensweise ohne Chemikalien zu nutzen; Seine Heiligkeit der Dalai Lama stimmte dem zu. Ling Rinpoche war der Ansicht, dass angesichts der Bekanntheit von Rinpoche und angesichts seiner vielen Schüler und Verbindungen mit Menschen in aller Welt es gut wäre, den heiligen Körper zu konservieren, damit auch in den kommenden Jahren die Menschen ihm ihre Ehre erweisen können. Dieser Prozess sollte begonnen werden, sobald deutlich würde, dass Rinpoche seine Meditation beendet hätte.

Rinpoche erwacht aus der Klares-Licht-Meditation

Während Rinpoches Meditation nahm der Ehrw. Roger einen bestimmten Duft war, andere Assistenten bestätigten dies. Es war während der Rezitation der Guyhasamaja-Selbsteinweihung, die tantrische Mönche im Nebenraum Tag und Nacht durchführten, spät am Abend des zweiten Tages, am 14. April, als einer der Assistenten, der Ehrw. Tendar, der diese Praxis gut kannte, Rinpoches Zustand überprüfte. Er tat dies in dem Abschnitt am Ende des Sadhana, in dem die vier Göttinnen den Yogi „mit wohklingendem Gesang“ auffordern, aus der Klares-Licht-Meditation zu erwachen. In diesem Moment entdeckte er rotes Bodhicitta, das aus Rinpoches Nase kam – ein Zeichen dafür, dass sein Geist seinen Körper verlassen und Rinpoche die Klares-Licht-Meditation beendet hatte. Es war 22 Uhr.

Immense Trauer und unsagbarer Kummer

Die Nachricht verursachte eine Welle von Kummer, nicht nur unter Rinpoches Schülern, sondern auch bei seinen eigenen Lamas, den Gefährten und Tausenden von Menschen, die weltweit von Rinpoches Wohltätigkeiten profitiert hatten.

In einer Botschaft drückte Seine Eminenz Ling Rinpoche aus, dass sein Herz „von unglaublicher Trauer erfüllt“ sei, als er die traurige Nachricht hörte, dass „Kyabje Lama Zopa Rinpoche sein heiliges Bewusstsein unvermittelt in den Dharmadatu aufgelöst“ habe.

Die Hunderte von Mönchen in Kopan und Nonnen in Khachoe Ghakyil begannen die 49 Tage währenden und Tag und Nacht laufenden Pujas und Selbstermächtigungen.

Klöster für Mönche und Nonnen und andere Einrichtungen brachten Gebete und Butterlichter dar.

Tausende von Schülern in der ganzen Welt trafen sich täglich zuhause oder in Zentren über Zoom, um die Gebete zu rezitieren, die Seine Heiligkeit der Dalai Lama empfohlen hatte, darunter die Herzensbitten an Rinpoche, bald wiederzukehren, eines von ihnen auch von Seiner Heiligkeit verfasst.

Während der Folgetage und -wochen versammelten sich Schüler aus der ganzen Welt in Kopan, für einen Tag, eine Woche oder länger, sie trafen sich zu vier Sitzungen pro Tag in dem Chenresig-Tempel, kleine Gruppen versammelten sich zudem jeden Nachmittag in der Nähe von Rinpoches heiligem Körper, um zusammen zu beten.

Rund 80 Klöster und Einrichtungen sowie Lamas und andere Menschen schrieben aus dem Herzen kommende Briefe oder kamen persönlich nach Kopan. Das von allen persönlich oder in Kondolenzbriefen geäußerte Gefühl zeugte von Verlust, Trauer und Schock.

Das Oberhaupt der Gelugpa, der Ganden Tripa Lobsang Tenzin Rinpoche, sagte, dass beim Eintreffen der Nachricht vom Tod des „unvergleichlichen Edlen Erretters“ er sich „traurig und verloren“ gefühlt habe. „Auch wenn dies Ereignis für den Dharma desaströs ist … Rinpoche hat seine Lebensaufgabe erfüllt.“

Seine Heiligkeit der 17. Gyalwang Karmapa, Ogyen Trinley Dorje, äußerte: „Ich habe diesen großen Meister mehrfach getroffen und war beeindruckt von seiner bescheidenen, offenen Art und Haltung.“ Er sagte: „Seine Hauptpraxis war Bodhicitta; er lebte nach dem Beispiel der alten Kadampa-Meister. Er war bekannt als Meister der Gelugpa-Linie, aber er hatte eine tiefe und reine Sicht aller Linien.“

Das Oberhaupt der Sakyapa, Seine Heiligkeit Gonmar Trichen, erzählte, er habe „angesichts der traurigen Nachricht des Todes von Seiner Eminenz Lama Zopa Rinpoche, der auf außergewöhnliche Weise sein ganzes Leben dem Buddha-Dharma mit allen Aspekten von Schriften, Praxis und Ritualen gewidmet hat, ein tiefes Gefühl von Verlust, Sorge und Hilflosigkeit“ verspürt.

Seine Eminenz der 12. Jamgon Kenting Tai Situ Rinpoche kam nach Kopan und sprach persönlich eine halbe Stunde lang mit Rinpoche, als sei dieser direkt anwesend: „Okay. Du bist derjenige, der sein ganzes Leben den kostbaren Lehren des Buddha gewidmet hat, ohne je etwas für dich selbst zu tun. Großartiger, großherziger Zopa Rinpoche, mein Freund, alter Freund.“

Dromo Geshe Rinpoche beschrieb das Ereignis als „den Verlust eines kostbaren und liebevollen Gurus“.

Geshe Thubten Rinchen Rinpoche aus dem Sera-Me-Kloster, der Rinpoche aus den gemeinsamen Tagen in Buxa kannte, erzählte den Mönchen des Kopan-Hauses in Sera Je am Abend des 13. Aprils, dass er, nachdem er den ganzen Tag an den Tod dieses „unglaublich gütigen und großartigen Heiligen“ gedacht hatte, er „unendlich traurig und von unsäglichem Kummer erfüllt“ sei.

Rinpoches treue Schülerin Khandro Tseringma Rinpoche, die sofort nach Kopan kam, war untröstlich: „Ich flehe Dich an! Ich rufe Dich an! Ich bitte Dich inständig im Namen aller Wesen!“, schrieb sie in ihrem Gebet, „Erhebe Dich! Erhebe Dich! Erhebe Dich aus dem Dharmakaya! Verweile nicht in Khecara oder anderen reinen Bereichen… Dieses Klagelied wurde von mir, einer Dakini mit reinem Glauben und Samaya, vorgetragen, ihre Augen füllten sich mit Tränen des Kummers.“

Tenzin Ösel Rinpoche, die Reinkarnation von Lama Yeshe, gab seinen Schülern eine Unterweisung.

Der Abt von Ganden Shartse, Khen Rinpoche Jangchup Sangye, der aus dem Mu-Kloster im Tsum-Tal stammt, schrieb dem Ehrw. Roger, dass für die Menschen aus Tsum „Kyabje Lama Zopa Rinpoche, dessen Güte unermesslich war, sowohl bezüglich spiritueller als auch materieller Gaben, der Hauptguru und spirituelles Oberhaupt des Mu-Klosters und des Rachen-Nonnenklosters“ sei.

Chökyi Nyima Rinpoche, ein enger Freund von Lama Zopa Rinpoche seit ihrer gemeinsamen Zeit in der von Freda Bedi geleiteten Schule, äußerte, dass er „angesichts seiner bedeutenden Anstrengungen zum Wohle der Wesen … ein tiefes Gefühl der Bewunderung und Wertschätzung und ein noch tieferes Gefühl von Verlust angesichts seines Todes“ verspüre.

Tulku Tenzin Gyurmey von Rinpoches Haus in Sera Je schrieb: „Rinpoche ist zweifelsohne ein Übermittler der Kadampa-Praktiken und jedes Wort, das er sprach, wurzelte in dieser Praxis, dies macht ihn zu einem einzigartigen und seltenen Edelstein
in dieser Welt.“

Ein Lama, Lelung Rinpoche, war an dem Tag nach Kopan gekommen, als Rinpoche zu atmen aufhörte, um ihm Ehrerbietung zu erweisen. Sein Herzensgebet für die baldige Rückkehr Rinpoches „entstand spontan“, als er im Nebenraum zu jenem saß, in dem Rinpoche meditierte, während er sich „des Lebens und der Aktivitäten dieses großartigen Menschen, der großen Leuchte der Lehren, des unvergleichlichen Lamas Thubten Zopa Rinpoche erinnerte, als dieser zum Wohle anderer am 13. April 2023 von uns ging.“

Alle Lamas ermahnten Rinpoches Schüler wie Seine Heiligkeit der Karmapa, „die Praktiken des Hörens, der Kontemplation und der Meditation fortzusetzen, ohne im Geringsten nachlässig zu werden. Bitte tut alles, was ihr könnt, um die Wünsche dieses
großartigen, ruhmreichen Lamas zu erfüllen.“

Viele andere Lamas besuchten Kopan: Ösel Dorje Rinpoche; Seine Eminenz Jangtse Chöje Kyabje Gosok Rinpoche; Khen Rinpoche Geshe Tashi Tsethar, Abt des Sera-Je-Klosters; Seine Eminenz Kyabje Zong Rinpoche; Seine Eminenz der 3. Serkong Dorje Chang Rinpoche; Khen Rinpoche Kyabje Thamthog Rinpoche; Tsoknyi Rinpoche, Mingyur Rinpoche; Sherab Tendar Rinpoche aus dem Ösel-Choeling-Kloster; Ngawang Lapsum Rinpoche, leitender Lama des Rolwaling-Klosters; Sendak Tulku Rinpoche, Präsident der „Nepal Buddhist Nyingma Association“; Khenpo Gyurme Tsultrim aus dem Shechen-Kloster; Khen Rinpoche Tenzin Drogon, Abt des Sheldar-Chöde-Klosters; Ani Chöying Drölma.

„Als sei der liebe Lama Zopa Rinpoche direkt an meiner Seite“

In einer Begleitbotschaft zu dem Gebet für Rinpoches baldige Wiederkehr schrieb Seine Heiligkeit der Dalai Lama: „Auch wenn es verheerend ist, dass Zopa Rinpoche auf diese Weise von uns gegangen ist – am wichtigsten ist doch, dass er, während er unter uns war, den Kostbaren Erleuchtungsgeist zur Basis seiner Praxis gemacht hat.“ „So werden seine zurückgebliebenen Anhänger, wenn sie in rechter Weise das Leben ihres Gurus nachahmen, auf beste Weise Rinpoches Wünsche erfüllen.“ „Behaltet dies im Sinn und macht Bittgebete an die Drei Juwelen und innige Widmungsgebete.“ Während eines Treffens am 26. April in Dharamsala mit dem Ehrw. Roger und anderen Mitgliedern des Führungsgremiums von FPMT versprach Seine Heiligkeit, dass er dabei helfen werde, die Reinkarnation zu identifizieren. „Ich verspüre gegenüber dem lieben Rinpoche ein Gefühl der Zuneigung. Er war so loyal und gut zu mir“, sagte Seine Heiligkeit. „Deshalb habe ich die Verantwortung, die eindeutige Reinkarnation von Lama Zopa Rinpoche zu finden, damit seine Reinkarnation fortsetzen kann, zum Wohle des Dharma zu wirken.“

Rinpoche hatte angeordnet, dass nicht eine Einzelperson die Aufgabe des spirituellen Leiters übernehmen sollte, wenn er stirbt, so bat der Ehrw. Roger im Auftrag des FPMT-Gremiums und Rinpoches Wünschen folgend Seine Heiligkeit um Rat. Dieser versprach: „Von meiner Seite her werde ich weiterhin jede denkbare Unterstützung geben, als sei der liebe Lama Zopa Rinpoche direkt hier an meiner Seite.“ „Nun ist es wichtig, die Wünsche, die Lama Zopa Rinpoche während seines Lebens geäußert hat, auch weiterhin zu erfüllen.“

Dieser Nachruf wurde verfasst von Ehrw. Robina Courtin mit Dank an Lawudo Lama von Ven. Jamyang Wangmo, Wisdom Publications; Big Love von Adele Hulse, Lama Yeshe Wisdom Archive; Wisdom magazine 2, 1984, Lama Yeshe Wisdom Archive; und Ven. Ngawang Samten.
Deutsche Übersetzung: Dr. Marit Breede, 2023